Nik-Ruinen und verlassene Häuser in den oberen Teilen Kultur-Orte


Das am weitesten vom Zentrum Nikçs entfernte Haus befindet sich auf dem markierten Wanderweg, der zu Forca e Kelmendit und zum Dobraça-Pass auf 950 m ü.NN führt. Dieses heute verlassene Haus stellt ein typisches Beispiel der nördlichen Architektur dar, da es alle Elemente traditioneller Häuser der albanischen Alpenregion enthält. Das Dach wurde mit Brettern aus Kiefern gebaut und ist stärker geneigt als herkömmliche Dächer, die in niedrigeren Lagen zu finden sind, um im Winter keinen Schnee anzusammeln.

Die Mauern wurden aus lokalen Steinen errichtet, wobei besondere architektonische Sorgfalt bei der Herstellung der Türen und Fenster angewandt wurde. Ebenso bei den Ecken des Hauses, deren Steine mit Symbolen natürlicher Elemente graviert sind. Das Obergeschoss wurde als Behausung der Familie genutzt und war mit mehreren Zimmer für unterschiedliche Zwecke ausgestattet. In wohlhabenderen Familien (jedoch nicht in dieser), gab es zwei Obergeschosse. Das erste diente den Wohnräumen der Frauen und das zweite den Räumen der Männer mit dem berühmten Gästezimmer, der „Oda der Familienfreunde“. Jenes war das schönste und dekorierteste Zimmer des Hauses. Dort trafen sich die Männer der Familie zum sich Austauschen und Besprechen wichtiger Themen. Gäste wurden ebenfalls dort empfangen. Für gewöhnlich wurde die Oda um den Kamin herum gestaltet. - Der Balkon ist ein weiteres auffälliges Merkmal der Häuser in den Albanischen Alpen. Auf Albanisch heißt dieser „kreveti“. Fast ganz aus Holz befindet er sich an der Vorderfront des Hauses mit Blick übers Tal und die umgebende Landschaft. 

Das Haus diente auch dazu, vor feindlichen Fremden zu schützen.
Diese Häuser hatten ungewöhnlich kleine Fenster, um die Wahrscheinlichkeit für ins Haus geschossene Kugeln zu verringern. Die Schutztürme wurden auf Anhöhen erbaut, wie z.B. auf Hügeln oder Felsvorsprüngen, um einen guten Blick auf die Umgebung und nahende Fremde zu haben.   Das verlassene Haus in Nikç ist nicht nur ein archetypisches Beispiel für nördliche Häuser in Albanien, sondern hat auch eine historische Bedeutung für die Zeit des kommunistischen Regimes in Albanien. Vor allem dieses Haus wurde von einer Familie gebaut, die vom totalitären Regime wegen ihrer Nichteinhaltung der Politik des Regimes ins Exil geschickt und verfolgt wurde. Sie waren an diesen Ort gezogen, um sich vom Rest der Gemeinde unten im Tal von Nikç zu trennen, und dabei wurden sie vom früheren Regime verschont, um sich dort niederzulassen und zu leben.

Die Familie lebte jahrzehntelang an diesem Ort bis in die 1990er Jahre hinein, bis sie nach dem Zusammenbruch des ehemaligen totalitären Regimes zurückkehren konnte, um mit dem Rest des Dorfes im Tal zu leben. Das verlassene Haus ist ein Zeugnis für die Grausamkeiten, die das ehemalige diktatorische Regime bei der Trennung und Vertreibung von Mitgliedern der Gemeinschaft an den Tag legte, die sie als misstrauisch oder abweichend von der damaligen Politik des Landes betrachteten.  

Dieses Haus ist auch ein interessanter Fall, um die Wiederherstellung der natürlichen Lebensräume und der umgebenden Vegetation nach einer längeren Abwesenheit von Menschen zu beobachten. Angeblich 20 Jahre menschlicher Abwesenheit haben dazu geführt, dass fast das gesamte Haus und der Innenhof von der umgebenden Vegetation eingenommen wurden, was die Sichtbarkeit und den Zugang zum Ort einschränkt.

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